Nach diversen (Fehl-) Versuchen habe ich seit ca. 2 Jahren ein meiner Meinung nach brauchbares System für eine elektrische Lenzpumpe in meinen
Faltbooten.
Das Bild zeigt eigentlich schon das ganze System.
Erläuterungen:
- Der Accu ist eine Blei-Gel Accu mit 3,4 Amperestunden.
- Die Accubox ist eine Gefrierbüchse von Curver, und zwar aus der Serie mit farbigen Dichtungen am Deckel: blau
oder rot (nicht im Bild). Sie ist nach meinen Testungen vollkommen wasserdicht, ein Riemen um die Box (auch um sie damit im Boot festzumachen) ist sicherlich notwendig.
- Der Reedschalter ist das “rohe Teil” (Glasröhrchen ohne Gehäuse, s.u.), er ist in Kunstharz eingegossen (nachdem
die Kabel angelötet wurden) und auf ein Stück L-förmige Aluschiene geklebt, die später im Boot per Klett oben auf einen Spant montiert wird.
- Der Magnet (eigentlich zwei zusammengeklebte) ist ebenfalls mit Kunstharz beschichtet und ist am Boot mit einer Gummischnur festgemacht.
- Das Relais ist ein sog. Stromstoßrelais, wie man es aus Flurbeleuchtungen kennt, wo Lampen über mehrere
Schalter bedient werden. Dieses funktioniert natürlich mit 12 Volt.
- Die Kabeldurchführungen in der Box sind sog. PG-Verschraubungen. Sie haben innen eine Gummidichtung, die beim Festschrauben der Kappe das
Kabel zuverlässig abdichtet.
- Die Pumpe ist wie zu sehen von Rule und pumpt 1.100 Gallonen pro Stunde (4.165 Liter).
Hier noch einmal ein Bild einiger Einzelteile:
Oben der Reedschalter in der Mitte der Kabelverbinder unten die PG-Verschraubung
Von dem Kabelverbinder werden zwei Stück gebraucht, um die aus der Pumpe kommenden Kabel mit dem Kabel aus der
Batteriebox zu verbinden (das Pumpenkabel ist einfache Litze, das Kabel aus der Batteriebox hat eine zusätzliche runde Isolierung, um es mit der PG-Verschraubung abdichten zu
können). Dieser Kabelverbinder wird in der Mitte gequetscht und dann erhitzt (Heißluftföhn). Dadurch schrumpft der Schlauch an beiden Seiten und gleichzeitig schmilzt innen
aufgebrachter Heißkleber, was die Verbindung wasserdicht macht.
Da ich keine (wasserdichten) Steckverbinder benutzt habe, hängt alles (Batteriebox, Schalter, Pumpe) über die Kabel zusammen.
Hinweise zur Funktion:
Der Magnet (außen am Boot an einer Gummischnur angebracht) wird über den Reedschalter gezogen (der oben auf
einem Spant unter dem Deck sitzt). Dadurch wird dem Relais in der Batteriebox Strom zugeführt, es schaltet die Pumpe ein. Da es sich um ein Stromstoßrelais handelt, behält es diesen
Schaltzustand bei, bis erneut ein Stromstoß gegeben wird. Der Magnet muss also während des Pumpens nicht dauernd über dem Reedschalter verbleiben. Ein erneuter Stromstoß (Magnet
über Reedschalter) schaltet die Pumpe wieder aus.
Man könnte durchaus kleinere Reedschalter nehmen (was bei manchen Booten wegen der Spantenform und -größe sicher
besser wäre), aber es ist dann schwieriger, den Magnet direkt über den Reedschalter zu positionieren.
Bei Wind und Wetter (und wann braucht man sonst eine Lenzpumpe) hört man die Pumpe kaum. Es ist so manchmal
schwierig festzustellen, ob sie noch läuft oder schon wieder aus ist (wenn das Boot leergepumpt ist).
Was braucht man noch?
Ein Ladegerät, um den Accu aufzuladen und einen Schlauch (der bei dieser Pumpe relativ dick ist) um das Wasser aus dem
Boot zu transportieren. Eine “Decksdurchführung”, um den Schlauch durch das Deck (bei meinen Pouch-Booten durch die Persenning) zu führen: Eine Art einschraubbare Hülse, auf die
unten der Schlauch gesteckt wird. Einen Korken (angebunden), der die Decksdurchführung abdichtet, da ansonsten Wasser über die Pumpe ins Boot kommen kann. Rückschlagventile mit
der gleichen Funktion werden vom Pumpenhersteller nicht empfohlen, da sie die Leistung deutlich beeinträchtigen können.
Bezugsquellen:
Curverbox, Kabel, Aluschiene: Baumarkt Pumpe, Decksdurchführung, Schlauch: www.segelladen.de Alles andere: Conrad
Hinweise zum bauen:
Man sollte einigermaßen löten können und einen kleinen Lötkolben haben. An sich ist der ganze Bau nicht sonderlich
schwierig. Zum Vergießen des Reedschalters braucht man eine Form (ich habe einen Mini-Kabelkanal genommen), da gibt es sicher viele Möglichkeiten.
Beim Anschluss der Pumpe auf die richtige Polung achten. Sie läuft nämlich auch, wenn man sie verkehrt anschließt, dann
aber nur mit ca. 30% ihrer eigentlichen Leistung.
Dies ist (mit Absicht) keine “idiotensichere” Bauanleitung. Insbesondere zeichne ich keinen Schaltplan des Relais etc.
Wer sich sowas selber baut, muss sich in möglicherweise lebensbedrohlichen Situationen auf See auf seine Anlage verlassen können. Das beinhaltet nach meiner Meinung, dass
er genau versteht, wie alles funktioniert, und dass er sich nicht ausschließlich auf fremde Pläne verlässt. Ebenso notwenig, ist das häufige Checken (Funktions- und
Sichtprüfung aller Teile), da sich Wasser und Elektrizität nicht (oder zu gut) vertragen. Wer sich Sicherheitszubehör selbst baut, muss genau wissen, was er tut. Dann ist er meiner
Meinung nach aber auch besser dran als derjenige, der sich irgendwas fertig kauft und als “black box” einbaut, ohne die Funktion, den Aufbau und die Stärken und Schwächen des Teils genau zu kennen.
Ansonsten: Testen, testen, testen. Ich habe unser Badezimmer erfolgreich unter Wasser gesetzt. Einen Klepper
AE Einer (absolut vollgelaufen, kein Gepäck, zusätzliche Auftriebskörper oder Mensch drin) haben wir mit der Pumpe in 4 Minuten weitgehend gelenzt (Pumpe war nicht eingebaut, so ist einiges an Wasser drin geblieben).
Hinweise zum Einbau:
Am einfachsten ist der Einbau meiner Erfahrung nach in Pouch-Booten: Die Pumpe passt durch die Bodenleiter und
kann dann einfach mit einem Gummiseil in der Position gesichert werden. Bei mir sitzt sie genau hinter dem Sitz, der Schlauch geht in eine Ecke der Persenning, wo die
Decksdurchführung eingeschraubt ist. Bei Feathercraft ist es etwas schwieriger und bei Klepper könnte das aufsägen der geschlossenen Bodengruppe notwendig werden.
Der Magnet sollte weit genug vom Kompass entfernt angebracht sein: Ausprobieren!
Der Schlauch, den ich benutze, sitzt so fest auf den Anschlüssen (Pumpe und Decksdurchführung), dass er kaum
wieder runtergeht. Ich fette daher die Anschlüsse leicht (ausprobieren, dass sie sich nicht aus Versehen lösen können).
Nochmal Sicherheit:
Elektrische Geräte haben es an sich, dass sie genau dann nicht funktionieren, wenn man sie unbedingt braucht. Daher ist bei
mir die elektrische Lenzpumpe nur das “backup”, falls die Seesocken nicht halten (aufgehen). Zum Auspumpen der Seesocken habe ich immer noch eine Handpumpe auf Deck
dabei, mit der man allerdings ein Faltboot (insbesondere einen Zweier) nicht angemessen auspumpen kann. Die Lenzpumpe ist z.B. auch zum Einsatz gekommen, da in Thailand der E-65
nicht dicht genug war, wenn ständig Wellen übers Deck gekommen sind. Wenige Sekunden Laufzeit haben dann das Boot zuverlässig gelenzt (ein paar Liter bleiben immer drin).
|